„Da es zur Zeit viele Arbeitssuchende gibt und ich schon einige Erfahrung mit eigenen Bewerbungen habe, hätte ich Interesse, auch Bewerbungsberatung anzubieten. Welche Voraussetzungen sind Ihrer Meinung nach nötig, um als kompetenter Bewerbungsberater zu gelten?“ (M. E.)
Eine ähnliche Frage stellte ein amerikanischer Bekannter an einen Schamanen und erhielt die Antwort:
„Was man als Schamane braucht? Nicht viel. Kenntnis der Kräuter und ätherischen Öle, eine gewisse Tanz- und Gesangsfertigkeit, Bereitschaft, um nächtliche Feuer zu hüpfen.“
„Das ist alles?“, fragte mein Bekannter ungläubig.
„Der Rest ist Reputation.“
Gefragt ist man, wenn sich die Antworten, die man gefunden hat, herumsprechen. Ich schreibe auf jova-nova.com, weil ich davon überzeugt bin, dass jeder Jobsuchende, der sich ausreichend mit dem Thema und sich selbst beschäftigt, diese Ziele erreicht:
Sein Know-how weitergeben ist eine Sache. Bewerber beraten heißt jedoch, auf sie eingehen. Je engagierter Sie das tun, desto mehr brauchen Sie
1. professionelle Distanz und dann
2. Verantwortungsbewusstsein. Sie greifen in das Leben anderer ein. Manchmal tragen Sie dazu bei, dass andere sich und ihr Leben grundlegend ändern.
3. Ethik. Zeigen Sie Einfühlungsvermögen, Aufmerksamkeit, Spürsinn, Sturheit, Strenge und vor allem Respekt gegenüber Ihren Auftraggebern. Sich bewerben heißt, an sich selbst arbeiten. Ein Bewerbungsberater agiert dabei als ein persönlicher Trainer. Er sieht die Stärken, deckt die Schwächen auf, übt ein, korrigiert, sorgt für die zunehmend bessere Performance.
4. Kenntnis der Regeln. Von einem Spezialisten kann man sicheres Wissen und Beherrschen der einschlägigen Konventionen erwarten: Rechtschreibregeln, Grammatik, DIN-Regeln für Korrespondenz, guter Ton im beruflichen Alltag, Verhaltensregeln, gängige Bewerbungswege und übliche Prozeduren. Alle Regeln und Vorschriften können übrigens um des Bewerbungserfolgs willen durchbrochen werden. Trauen Sie sich? Trauen Sie sich das zu?
5. Stil Beratende Betriebswirte propagieren kaufmännisches Bewerberverhalten. Media-Menschen verkünden, BeWerbung ist Werbung. Sozialarbeiter und Psychologen wollen, dass Sie sich an sich selber abarbeiten. Ich finde, man erreicht mehr im Leben, wenn man es ansprechend und angemessen kommuniziert. Steckt in Ihnen nicht nur ein ästhetischer Snob, sondern ein Designer, ein Text- und Dokumentengestalter, ein Meister der Überredung? Dann werden Sie Bewerbungsberater!
6. Sichere Schreibe. Und das meint Geduld, Kreativität, Findigkeit, Stilsicherheit und Perfektionismus beim Formulieren. Anschreiben nach Schablone ist wie Angeln mit Papierbällchen. Es beisst garantiert keiner an.
7. Marktkenntnis. Sie besitzen ein breites Wissen über Berufsfelder und Tätigkeitsbereiche, über deren Voraussetzungen und Möglichkeiten. Außerdem verfügen Sie über Kenntnis der Jobmärkte, der Wirtschaft sowie Fachwissen in Arbeitsrecht und Personalwesen. Für Klienten sind Sie ein Informationsbroker. In Recherchieren, Analysieren, Auswerten sind Sie deshalb ausgesprochen stark.
8. Personal-, Führungserfahrung. Der ideale Coach hat bereits selbst Personalverantwortung übernommen und profitiert von seiner Erfahrung bei Auswahl, Führen, Entwickeln von Mitarbeitern. Nur wenn Sie denken wie ein Personaler, und das aussprechen, was ein GF aus Höflichkeit für sich behält, sind Sie Bewerbern von Nutzen.
Das wäre eigentlich schon alles. Vergessen Sie nicht: Dieser Job ist eine unglaublich gute Gelegenheit, sich die Sorgen anderer Leute aufzuladen. Interessiert? Ordnen Sie Ihre Angelegenheiten. Verabschieden Sie sich von Ihren Lieben. Werden Sie Bewerbungsberater!
13.11.2001; Text bearbeitet: Berlin, 15.03.2009.
Ich schreibe für den verständigen Leser. Halten Sie bitte auch mich auf dem Laufenden – über den Jobmarkt, über Ihre Bewerbungswege, Erfahrungen, Abenteuer und Erfolge. Was vermissen Sie auf jova.nova.com? Was sehen Sie anders? Ich freue mich über Ihr Feedback per E-Mail, WhatsApp, Telegram …
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