Moderator: Willkommen beim offenen Chat mit dem Bewerbungshelfer Gerhard Winkler.
Gerhard Winkler: Ihnen allen einen guten Start und jede Menge Joberfolge im Neuen Jahr!
chlio: Frohes Neues, sehr geehrter Herr Winkler!
J_uri: Hallo Herr Winkler, ich grüße Sie auch aus Berlin und wünsche noch ein gesundes neues Jahr 2010. Für mich hat das Jahr auch dank Ihrer Hilfe mit einem neuen Jobangebot angefangen. Ich bin Absolvent und die haben es ja zur Zeit nicht leicht, daher bin ich sehr froh darüber. Zu meiner Frage: Bei einigen meiner Bewerbungen kam es vor, dass sehr schnell die Absage kam. Ich vermute, dort aus formellen Gründen aussortiert worden zu sein. Bei meinem Vorstellungsgespräch sagte man mir, dass ich aufgrund des nicht angegebenen Gehaltswunsches fast aussortiert worden wäre. Nur mein "Absolventenstatus" hat mich davor gerettet. Was ist da Ihre Erfahrung? Formelle Kriterien sind immer penibel zu erfüllen? Aber woher soll ich denn wissen, ob ich das Datum im entsprechenden Unternehmen mit Punkten oder Schrägstrichen schreiben soll?
Gerhard Winkler: Lieber J_uri, im kaufmännischen oder technischen Bereich ist es geradezu Absolventenpflicht, das gewünschte Anfangsgehalt im Anschreiben anzugeben. Der Nachweis, zu einer realistischen Preisvorstellung fähig zu sein, fungiert mit als Eintrittskarte in die Welt der Vergüteten und mit Boni Gesegneten.
J_uri: Aber Sie schreiben doch selbst: Wer zuerst den Betrag nennt hat verloren. Ich kann ja als Absolvent leider nicht auf vorherige Jobs verweisen.
Gerhard Winkler: Ja, aber das gilt vor allem für das Jobinterview und eher für Joberfahrene. Da würde ich mich tatsächlich je nachdem, wie begehrt ich bin, auf das Spielchen einlassen und einen Gehaltsvorschlag abwarten. Absolventen haben es aber dank der vielen Forenbeiträge, Online-Gehaltsspiegel und Business-Kontakte heute wirklich leicht, auf einen realistischen Betrag zu kommen und einen Gehaltsvorschlag zu machen.
J_uri: Sie haben wohl recht. Im Jobinterview habe ich die Methode auch erfolgreich angewendet und mein gewünschtes Gehalt durchbekommen.
Gerhard Winkler: Sie haben die Rekrutiererseite mit einem Gehaltsvorschlag kommen lassen?
J_uri: Ja, aber man hat mich natürlich zuerst gefragt. Ich habe mich vorher bei einer bekannten Personalreferentin erkundigt, die in einer ähnlichen Branche arbeitet. Sie hat mir ein viel niedrigeres Startgehalt genannt, als mir angeboten wurde. Zum Glück habe ich meinen Vorschlag nicht verkündet.
Gerhard Winkler: Glück für Sie! Und wir alle lernen: Nicht aus schierer Feigheit das Gehaltsziel zu niedrig angeben!
Nadja: Aber im www nach Geldbeträgen suchen - oder wollen Sie sowenig wie bei Ihrer Promotion???
Gerhard Winkler: Oh, das Web ist ein guter Ort für Zahlenkundler.
Wissenschaftler: Guten Abend Herr Winkler, bevor der Chat richtig losgeht, habe ich eine Bitte in eigener Sache. Anfang Dezember wollte ich meine Bewerbungsunterlagen samt meines XING-Profils von Ihnen optimieren lassen. Leider haben Sie sich noch nicht gemeldet. Da ich in 6 Wochen meine Promotion abschließen werde, ist es nun auch Zeit die Jobanbieter auf mich aufmerksam zu machen. Dies möchte ich gerne mit optimierten Unterlagen machen. Kann ich Ihnen die Unterlagen gleich nochmals zusenden?
Gerhard Winkler: Ich gestehe, ich habe fast zwei Wochen pausiert - nicht böse sein, ich habe es gebraucht. Jetzt geht es mit voller Kraft weiter. Bitte Erinnerungsmail schreiben - diese Woche arbeite ich alles ab! Das einzige Mittel, das bei mir unfehlbar hilft: mich mit Mails bombardieren.
Barbara: Hallo Herr Winkler, haben Sie derzeit noch Kapazitäten frei für eine Optimierung der Bewerbungsunterlagen? Ich hatte bereits im letzten Jahr versucht, mit Ihnen zusammen zu arbeiten. Aber leider hatten Sie mir nicht geantwortet. Meine Bewerbungsversuche fallen derzeit eher enttäuschend aus und ich bin schon langsam am verzweifeln. Würde gerne mit Ihnen meine Unterlagen optimieren. Würde mich freuen, wenn es klappen würde. Wie sollen wir es angehen?
Gerhard Winkler: Schicken Sie Ihre Unterlagen gleich noch einmal an mich gwinkler@jova-nova.com.
Barbara: Können Sie auch dabei helfen, Anschreiben für verschiedene Stellenausschreibungen anzufertigen und/oder anzupassen und wie verhalten sich dann die Kosten bzw. die Mehrkosten zu einer Optimierung?
Gerhard Winkler: Liebe Barbara, mein erstes Anschreiben ist in der Regel so aufgebaut, dass Sie leicht davon Varianten generieren können. Manchmal passt man als Bewerber tatsächlich auf zwei, drei völlig disparate Jobs - dann wird die Anpassungsleistung etwas größer. Für ein 2. Anschreiben berechne ich 20 Euro, für das dritte 25 - schließlich muss ich meine Leistung ja von Mal zu Mal steigern.
JanFischer: Guten Abend, Herr Winkler. Ich habe 2 Fragen: 1. Ich habe Ihnen im Dezember meinen Lebenslauf gemailt, den Sie schon mal für mich bearbeitet haben, und Sie gebeten etwas einzufügen. Können Sie mir sagen, wann Sie dazu kommen werden? 2. Ist es korrekt, dass bei Arbeitszeugnissen von Führungskräften der Ehrlichkeitsvermerk nicht notwendig ist?
Gerhard Winkler: Ich würde den Ehrlichkeitsvermerk immer dort anbringen, wo Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit über jeden Zweifel erhaben sein sollen- also insbesondere dann, wenn man das Geld anderer verwaltet (Kassierer, Buchhalter, Banker, Finanzberater).
Alex_muc: Guten Abend Herr Winkler, nochmals Lob für Ihr Seminar in München. Ich glaube meine Anmerkung zu Ihren DIN-Tipps ist untergeganen: Das .pdf ist defekt, die Seite 2 des Dokuments wird nicht korrekt dargestellt.
Gerhard Winkler: Hallo, Alex_muc! Bei mir hat die Darstellung des PDF geklappt - aber ich speichere es noch einmal mit Acrobat ab!
Alex_muc: 2 Punkte: Ich hatte ein Jobinterview, besser gesagt zwei, am 22.12.2009. Als Nachwuchsverkäufer PKW bei Mercedes. Ich hatte den Eindruck, es lief total bescheiden, die Personaler und Verkaufsleiter waren anderer Meinung. Sie waren positiv angetan und wollten mich zum Assessment Center nach Sindelfingen schicken. Ich habe abgesagt, da ich mich a) nicht als PKW-Verkäufer sehe und ich B) Angst habe, aus der "Autoverkäuferschiene" nie mehr wieder rauszukommen. Was denken Sie? Soll man nehmen, was man kriegt oder lieber geduldig sein, auch in schwierigen Zeiten? Eine Frage zum Anschreiben "nach Winkler": Besteht nicht die Gefahr, dass das Anschreiben wie die Aneinanderreihung von Fakten, gleich dem Lebenslauf, nur nichtchronologisch ist, also dass der Personaler keinen Mehrwert aus dem Anschreiben zieht, da alles ja schon so nur chronologisch im Lebenslauf steht, abgesehen von den starken Verben?
Gerhard Winkler: Die Antwort auf Frage 1 haben Sie sich selbst gegeben: Sie haben ein gesundes Selbstvertrauen und den Nerv, noch auf die bessere Jobgelegenheit zu warten. Ihre Frage 2: Eine Alternative wäre, das Anschreiben mit Selbstaussagen zu den eigenen Stärken, Qualitäten, positiven Charaktermerkmalen, persönlichen Dispositionen etc. aufzufüllen. Oder den Adressaten ausführlich zu loben. Oder Versprechungen zu machen. Oder Kommentare zu den Erfordernissen der Zeit abgeben. Oder das Anschreiben mit Höflichkeiten und Artigkeiten zu spicken.
Alex_muc: Thema Gehalt: Als ich bei Mercedes nach Motivation gefragt wurde, warum Verkäufer, sagte ich: mit Menschen arbeiten, tolles Produkt, Vertrieb reizt mich, etc. pp. Die wollten allerdings von mir hören, dass ich "geil aufs Autoverkaufen bin und viiiel verdienen möchte" (O-Ton). Ich sollte einen konkreten Betrag nennen, den ich in 4 Jahren verdienen möchte. Wohlgemerkt relativ zu Beginn des Gesprächs. Danke für die Antwort, recht haben Sie, von Bekannten kommt jedoch immer der Einwurf, es fehle doch die Motivation, Fundort der Stelle, wieso die Firma. Da wohl der Großteil so denkt, kann man sich mit einem faktenlastigen Briefing nur positiv hervortun. Das Feedback kommender Bewerbungen wird’s hoffentlich zeigen.
Gerhard Winkler: Lieber Alex_muc, geborene Verkäufer sind WIRKLICH keine intellektuellen Schwergewichte. Und ehrlich gesagt, weshalb sollte man denn Autos verkaufen, wenn nicht aus Freude am Überfahren. Weshalb Sie sich bewerben, was Sie dazu bewogen hat, sich gerade dort zu bewerben: Nur im letzten Drittel des Anschreibens und nur dann, wenn der Platz dafür sinnvoll besetzt wird. Nicht vergessen: Über Ihre Motivation können Sie herrlich im Jobinterview plaudern!
xaver: Guten Abend aus Wien! Wie verkaufe ich meine verschiedenen befristeten Jobs, meist 1 oder 2 Jahre, als 40jähriger beim Vorstellungsgespräch gut?
Gerhard Winkler: Indem Sie 1. beschreiben, was Sie dort gemacht, bewirkt, geleistet haben. Und 2. die Namen der Vorgesetzten nennen, die Sie liebend gern übernommen hätten, aber an der restriktiven Einstellungspolitik der Geschäftsführung gescheitert sind. Lieber Xaver, Sie arbeiten in Wien. Aus Deutschland kann ich Ihnen meine Einschätzung sagen: Die Generation 40 und auch die nachkommenden Jahrgänge stecken in der Zeitvertragsfalle wie keine Generation zuvor.
zahlenrodeo: Herr Winkler, im Dezember-Chat war mehrmals von Personalprofis die Rede. Was könnte so jemand für mich tun?
Gerhard Winkler: Personalprofi: Sie meinen Stellenvermittler? Der könnte Sie beraten und Sie mit etwas Glück in eine neue Position bringen.
zahlenrodeo: Kennen Sie einen guten Vermittler im Ruhrgebiet?
Gerhard Winkler: Mailen Sie mich bitte direkt an.
Roger: Sollte man bei einer Bewerbung direkt alle Zeugnisse mitsenden?
Gerhard Winkler: Absolventen: immer. Joberfahrene: immer dann, wenn vollständige oder aussagefähige Unterlagen explizit verlangt werden. Ich rate Jobprofis, Initiativbewerbungen keine Zeugnisse beizulegen. Und wenn Sie faktisch etwas zu bieten haben, mit einer faktenreichen Präsentation aufwarten, da kann jeder Rekrutierer erst einmal loslegen und entscheiden, ob er das Gespräch mit Ihnen aufnehmen soll. Personaler brauchen Nachweise, weil sie sich umfassend informieren wollen (tatsächlich trauen sie den Bewerbern nicht zu, dass diese in Lebenslauf und Anschreiben liefern, was sie brauchen) und weil sie aus guten Gründen misstrauisch sind. Bei Führungskräften ersetzen (zumindest in der ersten Phase) oft Referenzpersonen die Zeugnisse.
Nadja: Zeugnisse wurden bei mir immer erfragt!
Gerhard Winkler: Um ins Gespräch zu kommen, brauchen Joberfahrene erst einmal keine Zeugnisse. Personaler fordern dann immer Zeugnisse an, das ist wahr.
Matthias: Apropos Absolventen und alle Zeugnisse schicken: Auch das Abiturzeugnis? Wie sieht es mit dem Grundstudiumszeugnis aus (fließt bei mir nicht in die Endnote und ist bedeutend schlechter als mein Diplomzeugnis), kann man das zur Not weglassen?
Gerhard Winkler: Ja, die Personaler insistieren auf das Abizeugnis. Die akademischen Nachweise belegen den erreichten Abschluss und untermauern die Angaben zu Fächern, Schwerpunkten und Einzelleistungen.
Roger: Das Problem mit dem Diplom-Prüfungszeugnis ist, dass es nicht gerade eine Bestnote aufweist. Ich könnte die Diplom-Urkunde schicken. Auf dieser steht keine Note. Die Arbeitszeugnisse sind soweit ok. Nur bei einer Stelle fehlt es mir.
Gerhard Winkler: Hi Roger, stehen Sie zu allen Fakten und Dingen Ihres Lebens. Kommunizieren Sie immer auch die NoteRekrutierer wollen (gerade von Absolventen) Noten erfahren. Aber machen Sie Ihre Selbstzweifel nicht an der Note fest - bauen Sie sich stattdessen selbst auf - mit einem Lebenslauf, der alle Ihre Leistungen und Erfolge getreulich auflistet!
Matthias: Hallo Herr Winkler, ein frohes neues Jahr wünsche ich Ihnen! Ich bin Absolvent, habe 6 Monate lang Bewerbungen geschrieben und keinen Erfolg gehabt. Ein Grund dafür ist sicher der, dass ich vom Hintergrund her (BWL Studium und Praktika Richtung Personal) nicht die perfekten Voraussetzungen mitbringe für den Bereich Prozessberatung, in den ich gerne möchte (Gesinnungswechsel zum Ende des Studiums etc.). Jetzt meine Frage: Ich habe über Kontakte ein Praktikum bekommen, in dem ich für ein Projekt zuständig bin, eine Übernahme über Projektabschluss hinaus ist leider nicht möglich. Mir wurde jetzt vom Geschäftsführer angeboten, dass ich auf meinem (Zwischen-)zeugnis das Praktikum als befristete Stelle ausgebe, das würde er so unterschreiben, so lange der Inhalt stimmt. Liest sich das generell besser als ein Praktikum, auch auf die Gefahr hin, dass ein zukünftiger Personaler sich fragt, wie ich mit meinem Hintergrund eine derartige Stelle bekommen habe? Sie Sie da sonst irgendein Problem?
Gerhard Winkler: Na ja, Sie machen gute Arbeit, werden nur als Praktikant vergütet und der Vorgesetzte hat darum ein schlechtes Gewissen. Falls Sie ein Arbeitszeugnis statt eines Praktikumszeugnisses erhalten, sollte das Sie innerlich aufbauen und auch ihrer Selbstvermarktung zugute kommen. Sie sind ein guter Projektmanager!
xaver: Ich habe das Problem, dass mein letzter Arbeitgeber aus dem öffentlichen Dienst war (Verkehrsunternehmen) und ich jetzt ständig Fragen bekomme, warum mein Befristung nicht verlängert worden ist. Ich wollte aber nicht mehr dort bleiben, da ich keine Perspektive in diesem Umfeld sah und man meine Vorschläge so wie die Arbeit immer schlecht machte. Ich hatte vor allem mit einer einflussreichen Person in meiner Abteilung und im Zimmer immer wieder Auseinandersetzungen, der dann auch aufgrund seiner langen Betriebszugehörigkeit sowie als Beamter und Gewerkschaftler am längeren Arm saß und meinen neuen Vorgesetzten im Griff hatte. Bei meinen Kollegen und mir unterstellen Mitarbeitern sowie anderen Abteilungen war ich, obwohl nur 2 Jahre im Unternehmen, akzeptiert.
Gerhard Winkler: Falls der Vertrag tatsächlich befristet war, Sie aber durchaus eine Verlängerung erhalten hätten, dann bleiben Sie doch bei der Wahrheit: Jobsicherheit ist für Sie nicht so wichtig wie eine Stelle, bei der Sie wissen, Sie sind beim richtigen Arbeitgeber und machen das, wo Sie am meisten bringen und selbst aufblühen. Berichten Sie aber bitte nicht von Knatsch und Konflikten mit den Kollegen oder anderen im Betrieb!
xaver: Ich mache derzeit berufsbegleitend den Master (Fachhochschule), soll ich das im Lebenslauf anführen oder doch verschweigen? Bisher versuchte man mir nur, die berufsbegleitende Ausbildung in den Vorstellungsgesprächen schlecht zu reden.
Gerhard Winkler: Hi Xaver, geben Sie es in Lebenslauf, Anschreiben und natürlich auch im Interview an. Sie machen etwas Außergewöhnliches, Sinnvolles und auch Anstrengendes und Sie powern dafür mehr als andere. Stehen Sie zu Ihrem Vorhaben und Ihrem beruflichen Aufstiegswillen!
leander: Guten Abend! Mein Lebenslauf ist, bezogen auf mein Berufsziel in der Steuerberatung, nicht ganz geradlinig. Nach Ausbildung in der ITK-Branche habe ich im Vertrieb gearbeitet und parallel ein Studium an der FernUni in Hagen absolviert. Die Tätigkeit im Außendienst war irgendwann zuviel, um beides gleichzeitig zu schultern. Als (Vollzeit)Fernstudent hat meine fachliche Berufserfahrung im Vertrieb mit meinem aktuellen Berufsziel nicht viel zu tun. Wie kann man dem in einer Bewerbung etwas Positives abgewinnen? Haben die Unternehmen Angst vor Praktikanten, die schon mal die Berufswelt gesehen haben und nicht mehr beeinflussbar sind?
Gerhard Winkler: Sie haben Joberfahrung und die geben Sie an, da jede Joberfahrung wichtig und wertvoll ist, da Sie sich schon in der Praxis bewährt, in eine Organisation integriert, sich an Hierarchien gewöhnt und das Arbeitsleben kennengelernt haben. Sie mussten Geld verdienen, Ihr Studium finanzieren … über weite Strecken haben Sie beides gut miteinander vereinbaren können. Das soll man Ihnen erst einmal nachmachen, bevor man Sie kritisiert. Dass man Sie leicht führen kann, zeigen Sie durch Ihr Gesprächsverhalten und durch Ihre Berichte.
Sven_Berlin: Hallo Herr Winkler, ich habe gerade eine recht unspektakuläre Aussicht aus einem Hamburger Hotelfenster, da ich beruflich unterwegs bin. Damit geht es auch schon zum eigentlichen Thema. Ich habe vor einigen Wochen nach kurzer Jobsuche (betriebsbedingte Kündigung durch vorherigen AG) eine neue Anstellung gefunden. Auch wenn es nicht mein Wunscharbeitgeber war, habe ich die Stelle zur schnellen Beendigung der Arbeitslosigkeit und aufgrund fachlicher und persönlicher Weiterbildungsmöglichkeiten angenommen. Während der Probezeit stellt sich nun jedoch heraus, dass der Arbeitgeber und ich aus diversen Gründen nicht zusammen passen. Wie kann ich einen Wechselwunsch während der Probezeit am Geschicktesten in einer Bewerbung begründen? Schließlich möchte ich nicht als unloyal oder unfähig gegenüber potentiellen Arbeitgebern dastehen. Es wäre übrigens das erste Mal, dass ich während der Probezeit wechseln möchte, gewechselt habe ich sonst bisher nach 3-4 Jahren.
Gerhard Winkler: Betreiben Sie den Wechsel absolut diskret - sichern Sie sich den Job, für den Fall, dass der Absprung nicht so schnell klappt. Als Grund geben Sie offen an, dass Sie im aktuellen Unternehmen nicht heimisch werden wollen. Man hat das Recht, sich zu irren und die Pflicht, sich zu korrigieren.
Karli: Ich möchte im Oktober mein Duales Studium beginnen. Und muss mich dann natürlich auch bei einem Betrieb um einen Ausbildungsplatz bewerben. Jetzt meine Frage: soll man bei der Bewerbung am Anfang als Einleitung dieses " Bewerbung für einen Ausbildungsplatz" schreiben oder soll man das komplett weg lassen?
Gerhard Winkler: Lieber Karli, laden Sie sich einfach auf formyourself.de das PDF STELL DICH DEM CASTING - da stehen Anschreibenbeispiele und Tipps für das geschickte Überspringen der Einleitung drin!
m_hoerz: Schönen guten Abend, Herr Winkler. Ich habe - als Journalist - an Ihrem Tagesseminar im vergangenen April teilgenommen. Ihre Bewerbungstipps haben mir sehr geholfen, auch wenn mir bis vor kurzem nicht die entscheidende Stellenausschreibung über den Weg gekommen ist. Das ist jetzt der Fall. Und ich habe nun eine knifflige Lebenslauf-Frage: Die Stelle ist bei TI ausgeschrieben, sie wünschen möglichst Erfahrung im ehrenamtlichen Bereich. Die habe ich: als Betriebsrat und Wahlhelfer bei Betriebsratswahlen. Soll ich das nun im Lebenslauf anführen oder nicht?
Gerhard Winkler: Ja klar. Wenn eine Non-Profit-Organisation wie TI etwas gegen Betriebsräte hat, dann können wir nur noch nach Schweden auswandern.
Tommy: Leider bekam ich auf meine letzte Bewerbung eine Absage. Nach einem Telefonat hatte ich den Eindruck, dass man mich für überqualifiziert hält. Schade, denn aus meiner Sicht hätte ich gepasst wie die Faust aufs Auge. Würde Sie raten trotzdem am Ball zu bleiben und es bei dieser Firma in einem Jahr - oder etwas weniger - erneut zu versuchen?
Gerhard Winkler: Fassen Sie nach sechs Wochen noch einmal nach. Prüfen Sie bei jedem Jobangebot, ob man Sie nicht für zu gut für den Job hält. Bei Verdacht auf Überqualifizierung sich immer vorab persönlich einschalten und Befürchtungen aktiv ausräumen.
Barbara: Gibt es die Möglichkeit Ihren Service für die Bearbeitung von Anschreiben auch ohne eine Optimierung in Anspruch zu nehmen? Mit meinem Lebenslauf bin ich nämlich schon sehr zufrieden und bräuchte lediglich Hilfe bei den Anschreiben. Und wenn ja, welche Grundpauschale setzen Sie dafür an? Und meine zweite Frage: Wie viel Zeit muss ich für die Bearbeitung der Anschreiben einplanen?
Gerhard Winkler: Mir liegt schon am Herzen, dass eine Bewerberpräsentation einheitlich ist. Lassen Sie mich auch an den Lebenslauf – es ist noch nicht vorgekommen, dass ich nichts mehr zum Optimieren finde.
David: Hallo Herr Winkler, unterscheidet sich die von Ihrer Kollegin erstellte Rohfassung des Lebenslauf sehr von Ihrem finalen Lebenslauf? Rein optisch gesehen? Habe mich damit bereits beworben
Gerhard Winkler: Das hängt ganz von den Daten ab. In der Regel erfordert die Fassung #1 immer noch einiges an Feinarbeit.
Susi: Hallo Herr Winkler. Ich wünsche auch ein Glückliches Jahr 2010. Ich habe vor kurzen meine Promotion in England abgeschlossen und stehe nun kurz davor, erste Bewerbungen abzuschicken. Meine Frage dreht sich um ein konkretes Problem, welches ich in Vorstellungsgesprächen auf mich zukommen sehe. Anders als hier in Deutschland wird man in England nur drei Jahre lang während einer Doktorarbeit bezahlt und muss bis Ende des vierten Jahres diese abgegeben haben. Ich habe aufgrund persönlicher (gesundheitlicher) Probleme, auf die ich hier und vor allem auch im Vorstellungsgespräch nicht eingehen möchte, eine dreimonatige Verlängerung bekommen. So weit, so gut, nur wie erkläre ich jemandem, der sich mit dem englischen System auskennt, warum ich über ein Jahr ohne Arbeit und unbezahlt für meine Doktorarbeit gebraucht habe bzw. wie kann ich eine solche Frage geschickt abblocken oder umgehen?
Gerhard Winkler: „Für meine Arbeit gilt: Das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand.“ – Dass man krankheitshalber eine Verlängerung erhalten hat, kann man doch angeben. Über die Erkrankung selbst sprechen Sie nicht.
Gerhard Winkler: Und schon ist unsere Chat-Stunde wieder zu Ende. Besten Dank fürs Mitmachen! Besonderen Dank an die Agentur Gittinger (www.gittinger.de) für die hervorragende technische Betreuung! Michael Gittinger hat jova-nova.com mit der Webtechnik vom Feinsten ausgestattet und Sie, liebe Chatter, profitieren davon. Bis zum nächsten Mal am 2. Februar 2010!
Ich schreibe für den interessierten und verständigen Leser. Halten Sie bitte auch mich auf dem Laufenden: über den Jobmarkt, über Ihre Erfahrungen, Abenteuer und Erfolge beim Bewerben und im Job. Was vermissen Sie auf jova.nova.com? Was sehen Sie anders? Ich freue mich über Ihr Feedback!
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