Moderator: Willkommen beim offenen Chat mit dem Bewerbungshelfer Gerhard Winkler.
Hallo, legen wir gleich los und springen wir ins kalte Wasser: Haben Sie einen kurzen Starter-Text für den Kaltanruf vorbereitet? Ein Kaltanruf bedeutet: eine völlig unbekannte Person anzurufen, sich vorstellen und nach einer Jobgelegenheit fragen.
Auch wenn Sie nicht vorhaben, sich telefonisch oder gar persönlich als Jobsuchende(r) zu outen - es ist gut, wenn man seine Bewerberbotschaft verdichten kann.
Magistra: Ich empfinde das Telefon als ein enorm flüchtiges Medium, sodass ich, wenn ich meinen Namen genannt habe, schon Angst habe, einen weiteren Satz zu beginnen, z. B. mein sehr langes Studienfach zu nennen. Als wie macht man es: "Guten Tag, ich heiße Martha Müller und ich rufe Sie aus Aachen an. Ich habe gerade mein Studium der XYZ beendet und habe Interesse an der Stelle XYZ. Ich habe bereits ein Praktikum in diesem bereich gemacht..."
Gerhard Winkler: Zu lang. Zu langweilig. Wo ist der Anreiz, Ihnen zuzuhören?
Den Namen nennt man sicher an erster Stelle.
Unser Generalthema heute Abend ist die Kaltakquisition von Jobs: Anrufen, ansprechen, hingehen & anhauen.
Frage an alle 12 Chatter: Wer von Ihnen hat das schon einmal durchgezogen? Unverfroren antelefoniert? Kaltblütig auf Leute zugegangen?
Isabell24: Also ich denke, das hat jeder schon mal gemacht und schwierig ist das nun wirklich nicht.
Gerhard Winkler: Oh, fragen wir doch in der Runde, ob alle 12 Jobfinder, die heute Abend dabei sind, in der heißen Bewerbungsphase täglich eine Reihe von Anrufen tätigen.
karin: Ich habe mich mal, auch zu Übungszwecken und nach einem Kommunikationsseminar beim Arbeitsamt bei verschiedenen Verlagen telefonisch wegen einer Aushilfstätigkeit nachgefragt. Nach ein paar Anrufen wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich gerade eben schon mal angerufen hatte. Ich habe die Gelben Seiten runtertelefoniert und nicht beachtet, dass manche Verlage mit mehreren Einträgen unter verschiedenen Namen verzeichnet waren.
Gerhard Winkler: Eine Erfahrung, aus der man lernen sollte, dass einem nichts peinlich sein darf. Nutzen Sie die Gelegenheit und sagen Sie: wenn ich schon zweimal bei Ihnen anrufe, dann kann das doch kein Zufall sein!
zahlenrodeo: Sie meinen, man lernt durch die Erfahrung irgendwann auch Schlagfertigkeit?
Gerhard Winkler: Schlagfertigkeit ist kein Talent - es ist nur Übungssache. Je öfter Sie telefonieren, desto geschmeidiger geht es. Sie eignen sich eine klare Linie, ein zielstrebiges Kommunikationsverhalten an. Voraussetzung ist nur, dass Sie bereit sind, aus jedem Anruf zu lernen. Geistesgegenwart und rasches, kluges, überraschendes, witziges, geistvolles Antworten lernt man als vermeintlich unbegabter Schüchterner wirklich, indem man sich selbst in Gespräche zwingt.
Pauline_2010: Dass mit dem Anrufen würde ich mir schon zutrauen, hab’s bisher noch nicht gemacht. Aber da müsste ich systematisch vorgehen. Mir Fragen/Antworten aufschreiben, Rollenspiel vorher machen, damit ich dann nicht sprachlos am Telefon bin
Gerhard Winkler: Liebe Pauline, machen Sie sich keine Aufschriebe - Sie haben Lebenslauf und Anschreiben - ça suffit. Mehr brauchen Sie als Gedächtnisstütze nicht. Was Sie brauchen aber, ist ein Gesprächsziel. Es lautet: Man soll Sie ermutigen, Ihre Unterlagen einzureichen. Vorbereiten sollten Sie wirklich nur Ihren Teaser-Text, um das Gespräch zu eröffnen.
karin: Ich setze da lieber auf persönliche Kontakte, z. B. auf Konferenzen. Man verliert doch schnell den Überblick und da wäre es peinlich, wenn sich ein Bewerbungsgespräch ergibt und man sich nicht mehr an ein Telefongespräch erinnern kann, das Gegenüber aber schon!
Gerhard Winkler: Menschen, die im Leben eher systematisch vorgehen, machen sich immer auch kurze Gesprächsnotizen, wenn sie eine Liste durchtelefonieren.
Magistra: Aber wann beißt der Personaler denn an? Wenn ich meine Begeisterung über seine Firma und ihre Produkte/Dienstleistungen rüberbringe? Bevor ich sage, was ich kann, bzw. einen Schwerpunkt auf einen bestimmten Bereich meiner Qualifikationen legen kann, muss ich doch erstmal evaluieren, welche Qualifikationen gebraucht werden - und wie soll das gehen, wenn es gar keine Jobanzeige gibt? Helfen Sie mir auf die Sprünge.
Gerhard Winkler: Liebe Magistra, Sie sind doch keine Konsumentin und kein Fan. Sparen Sie sich die falsche Begeisterung. Was Ihnen aufgetragen ist: Vom Job zu reden, den Sie machen wollen, in der begründeten Hoffnung, dass dafür ein Bedarf existiert oder von Ihnen kreiert wird.
Magistra: Meine Begeisterung wäre aber gar nicht falsch oder geheuchelt. Wenn ich mich als Marketing- oder PR-Frau bewerbe, muss ich doch von den Produkten auch überzeugt sein, sonst hätte ich mir dieses Unternehmen nicht gewählt. Natürlich nicht im Sinne von: Ich kaufe jeden Tag xyz. Aber ich darf doch sagen, dass mich ein Unternehmen wirklich überzeugt. Oder ist das per se schon unglaubwürdig, auch wenn es wahr ist?
Gerhard Winkler: Dass Sie von einem Unternehmen überzeugt sind, ist nicht das, was ein Unternehmen von Ihnen als Bewerberin hören will. Die suchen Mitarbeiter und keine Gläubigen.
Magistra: Bei der Sache mit den Gläubigen bin ich anderer Meinung.
Gerhard Winkler: Sie haben insofern recht, als Loyalität und Identifikation mit dem Unternehmen und mit den eigenen Aufgaben auf der Wunschliste jedes Arbeitgebers ganz oben stehen. Doch an erster Stelle im Überzeugungsprozess steht die Kommunikation der eigenen, sehr spezifischen und für die Zielfirma absolut brauchbaren Jobeignung. Deshalb konzentrieren Sie sich unbedingt am Anfang von Gesprächskontakten oder Präsentationen darauf, Ihre berufliche Kompetenz herüberzubringen!
Magistra: Ich habe einmal angerufen bei einer Agentur, die über Jahre immer zur selben Zeit ein Volontariat angeboten hat. Zu dem Zeitpunkt, als ich mich bewerben wollte, war die Stellenausschreibung auch wieder fällig. Ich habe also ca. vier Wochen vorher angerufen, gesagt, dass ich die Stellenausschreibung aus den letzten Jahren verfolgt habe und mich nun für die nächste Periode bewerben möchte. Daraufhin wurde mir gesagt, es sei aus finanziellen Gründen nicht sicher, ob es ausgerechnet jetzt wieder ein Volontariat gäbe. Ich solle mich trotzdem initiativ bewerben, auch ohne Ausschreibung. Das war vor einem halben Jahr, ich hab nie wieder was gehört. Die Stelle wurde auch nicht ausgeschrieben.
Gerhard Winkler: In so einem Fall könnte man die Bewerbung abschicken und sehr kurzfristig nachhaken. Haben Sie keine Angst davor, Jobanbieter zu nerven. Das Meiste auf der Welt, was man ernsthaft braucht, bekommt man nur, wenn man bereit ist zu nerven.
zahlenrodeo: Welche Stichworte machen Personaler bei einem Kaltanruf denn hellhörig? Rufe ich in der Personalabteilung an bzw. lasse ich mich dorthin durchstellen oder habe ich vorher schon eruiert, welche Abteilung für mich interessant sein könnte?
Gerhard Winkler: Möglichst den Fachvorgesetzten anrufen - den Leiter der Abteilung, in die man möchte. Oder den Geschäftsführer. Falls alle anderen sich verleugnen lassen, quatscht man eben den Personalmenschen an.
zahlenrodeo: Nicht jedes Unternehmen ist mit Namen der Fachvorgesetzten im Internet freigiebig. Man hat also zwei Anrufe vor sich. Da erscheint mir die Nachfrage sogar schwieriger.
Gerhard Winkler: Was die Kommunikationsdaten von Mitarbeitern angeht, mauern alle Firmen. Jobfindung braucht aber Ansprechpartner. Es ist Ihr gutes Recht, nach Kontaktdaten zu schürfen.
Isabell24: Hallo Herr Winkler, ich habe kürzlich meine Diplomarbeit abgegeben und bin jetzt dabei, meine Bewerbungsunterlagen zu schreiben. Soweit bin ich recht zufrieden, nur noch nicht so ganz mit meinem Anschreiben, deswegen wollte ich wissen, ob Sie auch Hilfe bei der Erstellung von Anschreiben anbieten?
Gerhard Winkler: Ja, ich optimiere Anschreiben, das heißt, ich baue eine Bewerbung komplett neu und ohne auf Vorlagen zurückzugreifen auf. Ich lege am Wochenende eine Zusatzschicht ein, wenn die anderen Fußball feiern.
Isabell24: Ich habe das Anschreiben schon geschrieben, also so gut wie, es geht nur darum, Verbesserungsvorschläge zu geben. Was denken Sie, wie lange Sie dafür brauchen würden?
Gerhard Winkler: Zur kostenlosen Einschätzung schicken Sie Ihr Anschreiben bitte zu. Verbessernd eingreifen kann ich bei Anschreiben nicht; ich kann nur von Grund auf neu aufbauen.
Isabell24: OK, das mache ich. Ich schicke es Ihnen morgen. Was glauben Sie, wie lange Sie dafür brauchen?
Gerhard Winkler: Ich schaue kurz über Ihr Anschreiben. Dafür brauche ich 3 Minuten. Schicken Sie den Lebenslauf bitte mit.
Isabell24: Uff, das geht aber schnell. Ich hoffe, Sie können mir wenigstens ein paar Verbesserungsvorschläge geben, ich bezahl das natürlich. Ja ich schicke Ihnen auch die Stellenausschreibung mit.
Gerhard Winkler: Für die Sichtung von Unterlagen habe ich normalerweise leider keine Zeit mehr. Liebe Leser dieses Protokolls: Bitte nehmen Sie meinen kostenpflichtigen Kurzcheck von Unterlagen in Anspruch.
MSAUX: Hallo Herr Winkler, ich hatte Ihnen vor ein paar Tagen mein Arbeitszeugnis zur Überarbeitung geschickt. Bisher habe ich leider noch nichts von Ihnen gehört. Sind die Unterlagen denn zumindest angekommen und können Sie in etwa abschätzen, bis wann ich mit einem Feedback rechnen kann? Danke.
Gerhard Winkler: Bitte parallel zum Chat eine Mail an gwinkler@jova-nova.com schicken! Ich melde mich morgen!
Patrick: Hallo Herr Winkler, wollte auch nochmals kurz nachfassen. Hatte Ihnen bereits Ende März meine Unterlagen zur Optimierung gemailt. Leider bisher nichts von Ihnen gehört, trotz mehrmaliger Nachfrage per Mail und auch SMS. Denn nicht eine Einladung zum Vorstellungsgespräch aktuell...
Gerhard Winkler: Sorry, hatte Autorenverpflichtungen und bin auch noch an den Stadtrand gezogen. Hier ist wenigstens nichts, was mich vom Optimieren abhält. Bitte noch mal per Mail nachfassen!
Patrick: Danke, Mail geht gerade raus. Hoffe dann auf eine schnellstmögliche Bearbeitung meiner Dokumente. Bin ein wenig "down", da es bisher noch nicht mal mit einem Gespräch geklappt hat und ich die Ursache nicht weiß bzw. keine konkrete Aussage zur Absage von den Firmen erhalte.
Gerhard Winkler: Nicht den Kopf hängen lassen - der Jobmarkt sieht wieder positiver aus und wenn Ihre Präsentation richtig eingestellt ist, können Sie sich selbstbewusst und selbstsicher bewerben!
Magistra: Ich habe nur meine Frage vorbereitet: Hallo Herr Winkler, in wenigen Wochen schließe ich mein Studium (Public Relations, Medienpädagogik, Theologie) ab und bin ab 1.10. auf Jobsuche. Während des Studiums habe ich 5 Jahre lang ehrenamtlich für ein kirchliches Hilfswerk gearbeitet (inhaltlich: sämtliche Redaktionsaufgaben/mehrmonatige Recherchereise im Ausland; zeitlich: ein Semester Vollzeit plus mehrere Ferien; ansonsten Teilzeit mit unregelmäßigen Einzelaufträgen). Praktisch verfüge ich durchaus über Berufs-, Praxiserfahrung. Das Arbeitszeugnis, das ich im Januar zu meiner Verabschiedung erhielt, sagt aber, dass ich über Jahre ehrenamtlich und hoch engagiert und hoch professionell etc. gearbeitet habe. Ist ja schön und gut, aber ich habe inzwischen die Befürchtung, dass ich mit einem solchen Zeugnis nicht meine Qualitäten kommuniziere, sondern dümmlich daher komme nach dem Motto: Ich geb über Jahre wirklich ALLES, aber bitte bezahlen Sie mich NICHT dafür. Ich habe die Personalchefin gefragt, ob sie das ehrenamtlich nicht aus der Beurteilung streichen könnte. (Bisher erhielt ich keine Antwort. Wir haben aber ein gutes und offenes Verhältnis, sodass diese Anfrage nicht unverfroren und distanziert daherkommt.) Was meinen Sie grundsätzlich dazu? Macht die Bezahlung erst die Erfahrung wertvoll für einen potentiellen Arbeitgeber? Kann ehrenamtliches Engagement (ohne echte Verantwortungsübernahme) qualitativ überhaupt hoch eingeschätzt werden? Wie mache ich daraus einen Vorteil, ohne naiv und dumm zu wirken?
Gerhard Winkler: Liebe Magistra, Sie haben sich in hohem Maße mit einer Organisation und ihren Zielen identifiziert und über Jahre hinweg uneigennützig unterstützt. Hören Sie die Engelsglöcklein läuten? Jeder Personaler vernimmt sie. Seien Sie stolz auf Ihren ehrenamtlichen Einsatz und auf Ihr gutes Zeugnis!
Pauline_2010: Hier meine vorbereitete Frage an Sie: Hallo Herr Winkler, erstmal vorab ein Dankeschön für Ihre Bewerbungsseiten. Ich konnte schon viel Nutzen daraus ziehen. Ich bin kurz vor Ende meines Biostudiums und hab zusätzlich an der Fernuniversität Psychologie angefangen. Jetzt möchte ich mich für ein psychologisches Forschungspraktikum an einer Uni bewerben. Mein Problem ist: zwischen mündlicher Diplomprüfung und Diplomarbeit war ich 2 Jahre krank. Deswegen sieht es dann im Lebenslauf auch etwas lang aus, das Studium. Einerseits möchte ich nicht mit einer langen Erkrankung schockieren, andererseits nicht den Eindruck machen, dass ich einfach mal so 2 Jahre länger gebraucht habe. Soll ich es also in den Lebenslauf schreiben, dass sich mein Studium erkrankungsbedingt um 2 Jahre verzögert hat?
Gerhard Winkler: Jobanbieter legen immer erst einmal sehr grobe Raster an eine Bewerbung an. Bei Absolventen filtert man über Studienrichtung, Note, Studiendauer, praktische Erfahrung, relevante Kenntnisse und Fähigkeiten. Da ist es schon so, dass ein um zwei Jahre verlängertes und nicht weiter erklärtes Studium zum Sofort-Ausschluss führen kann. Man könnte die zwei Jahre als Sub-Eintrag innerhalb des Studiums auflisten und zu Erkrankung auch noch Rekonvaleszenz-Phase anfügen.
Haben Sie es schon einmal mit einem Lebenslauf probiert, der die Krankheitsperiode explizit als solche aufgeführt hat?
Pauline_2010: Ja, so in etwa hatte ich mir das auch gedacht. Ich befürchte dann nur weitergehende Fragen nach Art der Erkrankung, aber hoffe auf einen verständnisvollen Leser meiner Bewerbung
Gerhard Winkler: Man darf Sie nicht nach der Art der Erkrankung fragen. Es ist ein Handicap gegenüber Mitbewerbern - mit mehr oder minder subtilen Mitteln kann man es aber ausgleichen.
Pauline_2010: Die da wären? Da das Forschungsinstitut einer sehr anthroposophisch angehauchten Uni zugeordnet ist, hoffe ich mal eh, dass die da nicht so ausgebufft sind und eher verständnisvoll sind, ich mich also nicht wie in der Höhle des Löwen fühlen werde. Allerdings ist das Praktikum mit 1000 Euro fürstlich entlohnt finde ich und daher will ich’s nicht vermasseln
Gerhard Winkler: Subtile Mittel, um zu zeigen, dass man wieder unverwüstlich gesund ist: Wirklich anrufen und sich vorstellen. Die Stimme wird sehr viel vermitteln: Kraft, ein gesundes Ego, Selbstvertrauen, Vertrauen in die eigene Stärke.
Ein unfehlbares Mittel ist immer auch das Bewerbungsfoto: Wenn Sie da mit gesunder Gesichtsfarbe, funkelnden Augen und strahlendem Lächeln dem Betrachter entgegensehen, transportieren Sie den für Sie positiven Befund gleich mit!
Ein nicht subtiles Mittel, um die eigene Gesundheit zu demonstrieren: ärztliches Attest beilegen. Ja, es ist übertrieben. Aber man möchte doch auch keinen Zweifel an der langfristigen Jobtauglichkeit lassen!
Pauline_2010: Ja, ist naheliegend. Hätte ich ja mal drauf kommen können. Vielen Dank.
Hm, den Vorschlag mit dem Foto finde ich sehr gut. Das Attest empfinde ich dann eher als Holzhammermethode und würde ich von daher erstmal weglassen
Gerhard Winkler: Ihr Fall illustriert sehr gut meine These, dass ein vorweggenommener Anruf beim Jobanbieter auch dazu dient, Missverständnisse und Vorbehalte gar nicht erst entstehen zu lassen. Anrufen, sich vorstellen, seinen Job-Anspruch kommunizieren und dann, wenn der Personaler anbeißt, mit ins Spiel bringen, dass man sich bitte aus einem Umstand im Lebenslauf zweijährige Erkrankung nicht zu Fehldeutungen hinreißen lassen sollte.
Pauline_2010: Was ist schlimmer, lieber eine nicht-optimierte Bewerbung ein paar Tage früher oder eine optimierte Bewerbung ein paar Tage später als angegeben zu schicken?
Gerhard Winkler: Halten Sie sich an die zeitlichen Vorgaben der Jobanbieter! Sie können immer anrufen und sich erkundigen, ob Sie eine Bewerbung auch nachreichen dürfen.
GK: Ich bräuchte dringend Hilfe bei a) der Ergänzung/Optimierung meines Arbeitszeugnisses in verschiedenen Punkten (besonders Arbeitserfolge sind nicht genannt). Es gibt bereits eine unterschriebene Fassung des Arbeitgebers. Bearbeiten Sie auch solche "Baustellen" mit Vorgaben und haben Sie zur Zeit Kapazitäten dafür frei? und bei b) Gehaltsangabe für Bewerbung als Vertriebsassistentin (bin arbeitslos, 47, bisher Werbe-/Marketing-Assistentin) - ist "orientiere mich an Ihren Rahmenbedingungen" ratsam? Vielen Dank im Voraus!
Gerhard Winkler: Hi GK, Arbeitszeugnisse texte ich gern - fordern Sie per Mail meinen Erfassungsbogen an oder nutzen Sie den kostenlosen Arbeitszeugnisgenerator (und beauftragen Sie mich separat).
Sie sind 47, berufserfahren, kennen den Markt. Warum schwenken Sie dann ein weißes Fähnchen, wenn Sie doch wie eine starke Frau Ihren Preis auf tausend Euro genau nennen können?
GK: Habe keine Ahnung, was eine Vertriebsassistentin auf dem freien Markt bekommt. War 23 Jahre in einem Großkonzern, habe sehr gut verdient. Durch die Krise und die Marktrealität, die ich überhaupt nicht einschätzen kann, bin ich nicht nur in punkto Gehalt total verunsichert, sondern habe das Gefühl, zu alt und nicht gut genug zu sein und womöglich nur noch einen Hilfsjob zu bekommen. (Kein Scherz).
Gerhard Winkler: Ihre Angst ist natürlich und natürlich ist sie auch unbegründet. Sie teilen diese Angst mit allen anderen, die zwischen den Job stehen. Und Sie verlieren diese Angst, sobald Sie ins Gespräch mit Jobanbietern kommen!
Magistra: Derzeit sind einige interessante Stellen ausgeschrieben, die schon am 1.9. beginnen, ich bin aber erst ab 1.10. frei. Macht es unter irgendwelchen Umständen Sinn, sich dennoch zu bewerben und die verspätete Verfügbarkeit zu erklären, oder kann ich mir die Mühe sparen? Manchmal rufe ich vorher an und dann wird mir meistens gesagt, ich müsste dann schon enorme fachliche Verzüge gegenüber den KonkurrentInnen haben, um mich unter diesen Umständen durchzusetzen.
Gerhard Winkler: Sie suchen jetzt. Fechten Sie Ihren Jobanspruch gegenüber Jobanbietern durch und klären Sie, wenn sich eine Gelegenheit zu einer Zusage verdichtet mit Ihrem Arbeitgeber ab, ob Sie auch früher aus dem aktuellen Vertrag kommen!
OK! Ich melde mich morgen bei allen, die mir gemailt haben.
Schicken Sie mir jetzt im Anschluss an den Chat eine Mail, damit ich Ihnen ein paar Gedanken zum Teasertext und zur telefonischen Kontaktaufnahme senden kann.
Gerhard Winkler: Viel Spaß beim heutigen Match! Und Glück und Erfolg für Ihre nächsten Bewerbungsschritte! Schönen Abend!
Ich schreibe für den interessierten und verständigen Leser. Halten Sie bitte auch mich auf dem Laufenden: über den Jobmarkt, über Ihre Erfahrungen, Abenteuer und Erfolge beim Bewerben und im Job. Was vermissen Sie auf jova.nova.com? Was sehen Sie anders? Ich freue mich über Ihr Feedback!
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