Tipps für das Skype-basierte Jobinterview
Jobsuchende gehen mit der Zeit und peppen ihre Adressdaten auch mit ihrem Skype-Namen auf. Gut so! Mit der eigenen Multi-Level-Erreichbarkeit signalisiert man dem Jobanbieter jugendliche Kontaktfreude, famoses Vernetztsein sowie die unbedingte Bereitschaft, sich einen Headset überzustreifen. Bewerber legen ihre Kommunikation heute mobil, stationär oder to go an. Sie fragen ständig ihre Boxen und Konten ab. Sie sind präsent, ansprechbar und für Vorschläge offen. Sie machen sich sichtbar. Letzteres ist manchmal peinlich. Wer einen auf Skype findet, sieht am grünen Punkt, dass man skypebereit ist. Schlecht für den freigestellten Mitarbeiter, der sich vorgeblich aus ungekündigter Position bewirbt und offenbar einen trüben Vormittag online zu Hause verbummelt.
Skype und andere Videolösungen sparen beim Rekrutieren viel Zeit und Kosten – vor allem dem Arbeitgeber. Der Aufwand des Stellenanbieters hält sich beim webbasierten Videotalk in Grenzen. Das ganze Setting ist bereits geschäftskonform und der Interviewer steckt selbst schon im properen Dress.
Ein Bewerber klinkt sich dagegen dort ins Gespräch ein, wo er sich mit seinem Gerät befindet. In der Regel macht er die Wohnung zum Sendeplatz. Das heißt, Jobs werden auch dort verhandelt, wo man sonst privat anbandelt. Ein Personaler sieht Kopf und Oberkörper plus all das, was es sonst noch zu sehen gibt. Man ist als Bewerber im Fokus der Aufmerksamkeit. Die nächste Umgebung wird immer zur Persönlichkeit hinzu addiert.
Für ein erstes Gespräch wird das Gros der Bewerber in naher Zukunft kaum mehr anreisen – schade für alle, die lieber an Ort und Stelle den Jobanbieter beschnuppern. Signalisieren Sie Ihre Skype- Bereitschaft. Halten Sie die Technik vor. Üben Sie vorab den Ablauf eines Videointerviews ein.
1. Kümmern Sie sich um das Setting.
Setzen Sie in Skype Ihr aktuelles Bewerbungsbild (noch besser: eine Variante aus der letzten Serie an Bewerbungsporträts) als Profilfoto ein. Nutzen Sie das Über-mich-Feld im Profil zur beruflichen Kurzvorstellung. Ihr Skype-Name darf nicht gewollt geistreich sein, er soll keine Zahlen enthalten und er sollte insgesamt nicht befremden. Bushido_der_king86 oder Brigitte – luder2807 sind (reale) Skype-Namen, die einem Personaler gewiss zu denken geben. Was aber? Bush, Bush ins Körbchen?
Ein Skype-Gespräch ist webbasiert und funktioniert nur mit einer schnellen, verlässlichen Internetverbindung. Verlassen Sie vor dem Gespräch alle weiteren Programme und lassen Sie Skype solo laufen. Das minimiert Programmverhakelungen und verhindert zum Glück auch, dass Sie beim Interview klicken, spielen oder sich an den geöffneten Fenstern verheben. Drucken Sie Ihre Bewerbung, die Stellenofferte auf Papier. Fixieren Sie vielleicht den Lebenslauf neben Ihrem Monitor. Der Personaler bezieht sich auf Ihr Profil. Er ist Ihre beiderseitige Gesprächsgrundlage. Für Sie im Besonderen bildet der Lebenslauf die Basis für alle Ihre Antworten und Statements.
Ein gutes externes Mikrofon fängt das warme Timbre einer angenehmen Stimme besser auf. Investieren Sie den Betrag, auch wenn Sie nicht wissen können, wie gut der Soundqualität auf der anderen Seite rüberkommt.
Eine falsche Beleuchtung macht engelhafte Absolventengesichter zu umnachteten Zombie-Visagen Vor allem das Gesicht soll gleichmäßig, hell, weich und schattenfrei ausgeleuchtet sein. Mischen Sie nicht Lichtquellen unterschiedlicher Beschaffenheit. Vermeiden Sie Spots und große Kontraste. Bleiben Sie aus der Sonne, richten Sie keinen Strahler auf die Kamera. Tabu sind zu dunkle oder zu reflektierende Wände, spiegelndes Glas oder Grünzeug im Hintergrund.
Was immer außer Ihnen noch auf dem Screen erscheint: es wird bemerkt, gedeutet, bewertet und meist nicht für gut befunden. Von der Begrenztheit eines möglichen Mitarbeiters in Stilfragen sollte man zwar nicht auf sonstige Beschränktheiten schließen, man tut es aber dennoch. Halten Sie den Hintergrund so neutral wie möglich. Ein Blick auf die Schrankwand, die Vitrine, das Poster und schon sind Sie sozial klassifiziert und vom Typ her einsortiert.
Während eines Skype-Interviews darf niemand sonst, vor allem kein Souffleur, im Zimmer sein. Schließen Sie vorsichtshalber die Türe ab. Instruieren Sie Mitbewohner, Familienmitglieder, Partner und Ihren Hund. Handy, Radio, TV aus! An der Zimmertür hängt am besten ein Schild: Ruhe, karrierewichtige Aufnahme!
Man findet im Web Lösungen zur Aufzeichnung eines Skype-Gesprächs. Simulieren Sie vorab mit einem Partner ein Interview und werten Sie den Mitschnitt aus. Lassen Sie die Ausleuchtung, Tonqualität, Körpersprache und Stimmführung von sachkundigen Dritten prüfen und bewerten.
2. Vergessen Sie nicht wegen der Technik die Optik
Tragen Sie zum Interview Ihr Business-Outfit, wenn blaues, graues oder schwarzes Tuch zu Ihrem beruflichen Alltag gehört. Sollten Sie sich im Joballtag in die deutschlandweit übliche Wanderkleidung hüllen, dann versuchen Sie es doch einmal mit gehobener Freizeitkleidung. Sie sind zwar zu Hause bei sich, aber das Interview läuft keineswegs „ganz unter uns“. Kleidung drückt auch Achtung vor dem Ort, dem Anlass, dem Gesprächspartner aus.
Führende TV-Stars empfehlen Blau, Natur- oder Pastelltöne. Tragen Sie niemals Gelb, Lila oder Grün. Keine feinen Streifen oder Muster. Nichts Glitzerndes. Die Frisur sollte sitzen, das Make-up dezent sein.
Augen immer auf die Kamera! Den Blick nicht abschweifen, den Kontakt nicht abbrechen lassen. Die Höhe der Kamera muss mit der Augenhöhe übereinstimmen. Ihr Gesprächspartner ist irritiert, wenn Sie zu ihm hinauf linsen oder auf ihn herab schauen.
Nicht zu nahe sitzen! Am besten leicht nach vorn neigen. Sichtliches Interesse zeigen. Lassen Sie Ihr Gesicht lesen und lachen Sie dabei mit den Augen. Halten Sie Hände, Arme nicht zwischen Gesicht und Kamera.
Sie sprechen erst dann, wenn der Gesprächspartner ausgeredet hat. Fallen Sie niemals ins Wort. Werden Sie nicht plötzlich laut. Sie wollen auch nicht gedankenvoll Kaffee aus dem Becher schlürfen, und Sie werden auf keinen Fall mausklicken, tastenklimpern, trackpadden, mit Lineal, Locher oder mit dem als Funcar verkleideten USB-Stick herumspielen. Mit Unkonzentriertheit, Lässigkeit und Unhöflichkeit kicken Sie sich selbst aus dem Wettbwerb.
4. Lernen Sie Ihren Text
Auch das Telefon- oder Video-Interview ist ein echtes Jobinterview. Für Sie heißt das: Bewerberstory einüben, Standardfragen durchgehen, alle aus dem Lebenslauf ableitbaren Fragen antizipieren, eigene Fragen vorbereiten, den angestrebten Job dem Jobanbieter erklären können, einen guten Bewerbungsgrund finden, die eigene Motivation und die beruflichen Zukunftspläne in Worte fassen. Für jedes Gespräch sollten Sie schon vorher weit mehr über die Zielorganisation wissen, als Sie im Gespräch über sie erfahren werden.
Auch nach dem Skype-Interview schickt man eine freundliche Dank-Mail. Läuten Sie selbst nicht wieder per Skype an. Um nachzufragen rufen Sie an oder mailen Sie.
Bei allem Hype um Skype und die anderen schönen Kommunikationstechnologien: Es geht im Interview allein darum, die eigene Agenda durchzubringen, weiter im Gespräch zu bleiben und möglichst ein Jobangebot zu erhalten. Sie können Ihr Agieren vor der Kamera einüben, das Setting mitgestalten, sogar hinterher eine Gesprächsaufzeichnung auswerten. Die Technik ist auf Ihrer Seite. Machen Sie das Beste daraus!
Neuenhagen bei Berlin, 9. Juli 2012
Ich schreibe für den verständigen Leser. Halten Sie bitte auch mich auf dem Laufenden – über den Jobmarkt, über Ihre Bewerbungswege, Erfahrungen, Abenteuer und Erfolge. Was vermissen Sie auf jova.nova.com? Was sehen Sie anders? Ich freue mich über Ihr Feedback per E-Mail, WhatsApp, Telegram …
Zurück zur Übersicht