Von weitem so wie die anderen. Aus der Nähe wie sonst keiner.
Personaler sind wie verwöhnte Kunden im Supermarkt. Ihr Blick streift über Talente in Dosen. Schnell erfassen, gleich bewerten, rasch entscheiden: Die Personaler shoppen Lebensläufe. Wonach sie schauen? Verwertbare Fakten.
Machen Sie dem Jobanbieter den Personaleinkauf leicht. Machen Sie sich als Bewerber transparent. Für den tabellarischen Lebenslauf stellen Sie alle Stationen Ihres Werdegangs so zusammen, dass das Ganze Ihre praktische Jobeignung, Ihre Leistungsklasse und vor allem auch Ihre persönliche Vertrauenswürdigkeit belegt.
Der ideale Bewerber sieht sich selbst als besten Mitarbeiter. Seinen CV legt er so an, dass er mit seinem Profil dem Bewerbungsempfänger effizient und elegant zuarbeitet. Jeder Personaler möchte Bewerber-Profile ohne großen Verstehensaufwand, auf die bisher gewohnte Art und Weise auswerten. Stören Sie ihn dabei nicht. Rekrutierung verläuft prozedural. Setzen Sie den Personaler sogleich ins Bild, dann setzt er Ihr Profil rasch zu den Anforderungen und zu den Lebensläufen der Mitbewerber in Bezug.
Sie machen Ihren Job als Bewerber immer dann gut, wenn der Jobanbieter Freude an seinem Rekrutierungsjob findet. Wenn es schnell geht, wenn man nicht aufgehalten wird, wenn man nichts übersieht.
Einen Lebenslauf aufbauen heißt für den Selbstvermarkter, ein Dilemma zu lösen: Jeder Personaler will so schnell wie möglich die Profile durchleuchten. Als Bewerber baut man sein Datenblatt deshalb so auf, damit es sich wie von selbst liest. Zugleich versucht man den Personaler, der seine Nase nur flüchtig in die Seiten steckt, möglichst lange auf diesen Seiten zu halten. Auch deshalb reichert man sein Datenblatt bis zum Rand mit substantiellen Fakten an.
Erklären, kommentieren, hinweisen, ausformulieren: Das unterlassen Sie bitte im Lebenslauf. Allein die Fakten sollen für Sie sprechen.
Ein Lebenslauf, der überzeugt, ist also das Ergebnis einer dreifachen Anstrengung: Bewusste Auswahl der Fakten. Energisches Zurückstutzen auf das Wesentliche. Ein Zuschnitt, der Ihre guten Argumente visualisiert.
Sie selbst wählen aus! Ein Lebenslauf ist kaum je vollständig. Er umfasst nicht alles, was bisher passiert ist. Er informiert aber vollständig über ihre Leistung.
Sie selbst verdichten! Die Infos auf den Punkt zu bringen ist Ihre wesentliche Leistung als Ihr eigener Kommunikationsdirektor.
Sie sind der Info-Designer! Ihr Motto kann aber nur sein: gestalten ohne über-gestalten.
Ihr funktionaler Lebenslauf sollte immer ein bisschen so aussehen wie alle anderen Lebensläufe. Personaler sind auf keine Berufsanfänger-Überraschung scharf. Lassen Sie auch als Verpackungskünstler die Finger von Ihren Unterlagen. Jede scheinbar originelle Variante empfinden Jobanbieter bloß als ein Störmanöver, das sie vor allem in ihrer Arbeitsroutine unterbricht. Außerdem haben gestandene Arbeitgeber wirklich alles schon einmal gesehen. Sie wollen keine Überraschungstüte, eben, weil sie abschätzen können, was drin ist.
Kreativität heißt in der Praxis nichts anderes als: mit viel Gedöns. Jobanbieter wollen aber nicht unterhalten oder gar verführt werden. Sie zahlen teuer für jede personelle Fehlentscheidung.
Ihr Lebenslauf gleicht äußerlich den anderen und ist zugleich so wie kein zweiter. Zum einen verlaufen Menschenleben sowieso nicht gleich, zum anderen richten Sie als fokussierter Bewerber Ihren Werdegang ja auf ein genau definiertes Jobziel aus. In der Ausbildung, im Studium fühlten Sie sich vielleicht als Klon. Klonen Sie jetzt keinen Lebenslauf. Sie machen sich zum Clown.
Gehen Sie kühl und überlegt vor, so wie die Stararchitekten unter den Lebenslauf-Konstrukteuren:
Apropos Streichen: Sparen Sie sich das Deckblatt. Fügen Sie Ihr Porträt in die rechte obere Ecke der ersten Seite Ihres Lebenslaufs ein. Verschönern Sie Ihren Lebenslauf nicht mit einer eingescannten Unterschrift. Mit Ort, Datum, Signatur am letzten Seitenende demonstrieren Sie in der digitalen Ära nichts als die kindliche Furcht, dass Ihr Leistungsangebot ohne Beglaubigung wertlos sei.
Einige dieser Handlungsanweisungen widersprechen dem, was Sie anderswo lesen oder hören oder was Sie bisher selbst praktizieren. Hüten Sie sich vor der Annahme, dass man alles immer so oder so machen kann. Die meisten Bewerber kommen nicht wegen, sondern trotz Ihrer Unterlagen bis zum Jobinterview. Sie selbst maximieren Ihre Chancen, wenn Sie sich einfach und unaufwendig, direkt und zielgenau, faktisch und ohne große Worte präsentieren. Bauen Sie keine Präsentation nach Vorschrift. Ihr Lebenslauf ist entweder funktional oder leider suboptimal.
12.06.2005, Gerhard Winkler. Zuletzt aktualisiert: Neuenhagen bei Berlin, 22. März 2012
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